07.01.
Der Beginn unserer Reise ist bis jetzt eine völlig irrationale
Sache. Wir stehen früh auf und sind uns noch gar nicht bewußt, daß der Urlaub
hier und jetzt anfängt.
Ein zähes Fließen der Zeit bis wir im Flugzeug
sitzen.
Der Ausblick auf die noch nächtlich beleuchtete Landebahn von
Stuttgart ist wunderschön. Völlig überflutet von tausenden Lichtpunkten. Und
wieder so ein zäher Aufenthalt an einem fremden Flughafen - Düsseldorf - 1
Stunde Zeit um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, bald in einer anderen
Welt zu sein.
Der nächste Start - und dann ein träges Dahintröpfeln der
Zeit.
Ein Blick aus dem Fenster macht die ganze Sache noch etwas unreeller - dicke
Wolkendecken soweit man sehen kann; zwischendurch ein Blick auf den Bildschirm,
der zeigt, daß mit jeder Minute das Ziel der Reise näher rückt.
Frühstück,
Mittagessen, Abendessen und ganz langsam versinkt das Gehirn in anderen Welten -
wir realisieren längst nicht mehr was vor sich geht.
Der Blick über den
Atlantik dehnt sich aus in eine weiße Wolkendecke, die mehr an Skifahren als an
weiße Strände denken läßt.
Als wir endlich landen sind wir so KO, daß es noch immer nicht Realität zu
sein scheint.
Aus dem Flugzeug raus triff uns zuerst mal ein Temperaturschock
- 28° - heiß und über 60% Luftfeuchte.
Ein schönes Willkommen und ein Knaller
für den deutschen Kreislauf.
Sofort wird hier die kubanische Mentalität ersichtlich, denn bis wir im Bus
sitzen und losfahren vergehen satte 2 1/2 Stunden.
Total übermüdet reagiert
der Geist dennoch auf die Landschaft, die sich aus dem Bus erblicken läßt. Grün
und weich ist mein erster Eindruck - wir haben eine Stunde Zeit um den Eindruck
zu vertiefen.
Vorbei geht es an der Stadt Holguin - so völlig anders. Wir
fahren laut hupend an Fahrzeugen vorbei, die in Deutschland wegen ihrer Abgase
schon längst verschrottet wären. Hier fahren sie noch - und zwar so
vollgepfropft mit Menschen, daß sie beinahe zusammenzubrechen
drohen.
Überhaupt macht es hier den Eindruck, daß die Hupe öfter als die
Bremse betätigt wird - wahrscheinlich weil die Hupe wenigstens zuverlässig
funktioniert.
Zuckerrohrfelder und ab und zu ein paar Kühe oder Pferde, die
neben der Straße angeleint sind.
Häuser, die alle gleich gebaut wirken und
Reiter, die den Eindruck erwecken, als kämen sie aus einer anderen
Zeit.
Und dann endlich das Hotel. Das hat im Prospekt auch einen ganz anderen Eindruck gemacht. Aber es fügt sich hier sehr harmonisch in die Landschaft ein. Es ist sehr schön hier und unsere Erwartungen sind mehr als erfüllt.
08.01.
Die Nacht war überaus kurz und unruhig. Wir sind zu früh zu Bett
gegangen, denn das Animationsprogramm unten an der Showbühne lief gerade noch
volle Pulle - im wahrsten Sinne.
Aber das Einschlafen bereitete uns keine
Probleme.
Die Morgensonne weckte uns mit einer solchen unwirklichen
Schönheit, daß ich es immer noch nicht fassen kann tatsächlich wach und eben
nicht in einem Traum zu sein.
Wir schreiten voller Ehrfurcht und mit großen Augen zum erstenmal am
Frühstücksbuffet entlang. Auch hier beeindruckt uns die phantastische Fülle und
Farbenpracht - wirklich alles ist unglaublich.
Ich kann zunächst nur einen
Kaffee nehmen und mich hinsetzen........
Später nehmen wir an einer
Informationsveranstaltung für Neuankömmlinge teil - mit Begrüßungsdrink °grins°
- haben aber längst beschlossen einen ganz ruhigen Tag am Strand zu
verbringen..
Später ziehen wir dann los - an die Bar - und trinken den ersten Mojito
unseres Lebens. WOW! Das ist total lecker, wir sind begeistert. Mit Rohrzucker,
Limettensaft, Eiswürfel, zerstoßener Minze, Wasser und - logisch - weißer
Rum.....mmmmhhhh!
Martin:
OK, Christiane meint der Drink schreibe sich mit
J (siehe oben) - Ich behaupte der schreibt sich mit CH. Also so:
Mochito.
Unser Lexikon gibt natürlich nix her. Diese köstliche, erfrischende
und besäuselnde Getränk scheint bei Langenscheidts noch unbekannt zu sein. Aber
der kubanische Reiseführer bringt uns nebenbei auf die Idee es mal mit einem
Daiquiri zu versuchen - darüber jedoch ein andermal.
Stunden später:
Christiane hatte recht, ich gebe mich geschlagen und werde fortan Mochito nur
noch mit j schreiben.
So gegen Abend machen wir uns auf zum Rum kaufen - und werden auch fündig. Den wollen wir uns nach dem Abendessen reinhauen.
....und wieder ein üppiges Buffet und dazu nen trockenen
Rotwein.
Martin:
Ich verdrehe zwar vom Wein schon nach dem dritten
Gläschen die Augen, was mich aber nicht davon abhält anschließend auf dem Balkon
noch einen Cuba Libre reinzukippen.
Alles in Allem ein ruhiger und etwas
angetrunkener Strandtag..
09.01.
Martin: Als ich heute morgen aufwache wird mir zum erstenmal
richtig bewußt, daß es eben doch kein Traum sein kann - es ist die blanke
Realität.
Ich bin zutiefst gerührt und erschüttert.
Christiane nimmt mich
lange in den Arm, trocknet meine Tränen und beruhigt mich zärtlich.
Der
Ausblick von unserem Balkon oder vom Bett aus durch die verglaste Fensterfront
ist einfach überwältigend.
In der Nacht hat sich gezeigt, daß die ungewöhnliche Raumhöhe von ca. 4m doch
ihre Vorteile hat. Die Hitze staut sich unterm Dach, während unten die
Klimaanlage leise und moderat arbeiten kann.
Wieder stehen wir mit großen
Augen vor dem liebevoll angerichteten und bis ins letzte Detail geschmückten
Buffet. Das Frühstück ist schlichtweg ein Erlebnis.
Anschließend setzen wir uns mit unserer Reisebetreuerin in Verbindung - wir
wollen unbedingt nach Baracoa.
In den Osten - in eine wahrscheinlich nahezu
unberührte Landschaft mit subtropischen Regenwäldern.
Die Fahrt wird 2 Tage
mit dem Bus dauern - es ginge auch in einem Tag, mit dem Helikopter, aber wir
wollen die Zeit genießen
Wieder verbringen wir einen Teil des Tages am Strand
- erst als eine dicke Wolkendecke aufzieht verziehen auch wir uns an den
Pool.
Christiane:
Mein Martin hat schon nen Sonnenstich, weil er sich von
mir die Fußsohlen eincremen lassen will - typisch!
So leicht angesäuselt ziehen wir dann zu Fuß los um die Gegend ein bissle zu erkunden. Unterwegs gibt’s einen Moped- und Fahrradverleih was natürlich zu einer Diskussion animiert. Martin ist fürs Fahrrad, weils billiger ist - Christiane ist - typisch - fürs Moped, weils bequemer ist. Sie glaubt auch, daß man mit einem Moped mehr zu sehen bekäme.
Wir gehen aber zu Fuß weiter und landen nach einer ganzen Weile in der
Affenhitze an einer kleinen Bar mitten in der Landschaft. Bei Gelegenheit werden
wir hier einen Drink nehmen.
Es gibt hier in den Wäldern ungeheuer viele
winzige Eidechsen. Außerdem hat es hier viele spatzengroße, bunte Vögel, die
sich aber leider nicht photographieren lassen.
Kurz bevor wir zum Abendessen gehen gibt’s noch ein Fernsehprogramm: Ein paar Kilometer weit weg geht gerade ein Gewitter nieder und wir setzen uns auf den Balkon um uns das Schauspiel anzusehen. Von den vielen Fotos ist natürlich kein einziges was geworden - Christiane hat’s vorhergesehen.
Das Buffet ist heute ziemlich fett, was uns aber nicht daran hindert so lange
zu mampfen, bis die Grenze erreicht ist. Es ist schon toll, denn hier gibt’s
wirklich alles was man sich so denken kann. Kalte Salate, Fisch, Rind, Schwein,
Geflügel - täglich wechselnder Braten . z.B. heute Pute - Brote, Nudeln,
verschiedene Soßen.....
Und hinterher eine Bombe an supersüßen klebrigen
Torten und Kuchen. Allein so ein kleines Törtle deckt schon den Zuckerbedarf für
einen ganzen Tag! Pudding, Eis und Obst. Fast alles, außer Äpfeln - Äpfel haben
wir hier noch nie gesehen.
Dazu gibt’s heute einen ausgezeichneten Weißwein -
der war zwar ziemlich teuer, aber superlecker! Und hinterher sind wir so KO, daß
wir nichtmal den nächtlichen Spaziergang von gestern wiederholen
wollen.
Der heutige Tag verläuft im Großen und Ganzen wie der gestrige - mit dem
Unterschied, daß es heute Daiquiri gibt. Auch sehr lecker, aber der Mojito ist
doch besser.
Den Daiquiri nehmen wir in der Poolbar, die allerdings lange
nicht an den Charme der Kokosnuss-Kenia-Bar nebenan rankommt.
Das Wetter hier
ist wirklich umwerfend, so daß ich nach der Rückkehr vom Strand wie ein Stein
schlafe. Mit dem kleinen Unterschied, daß Steine nicht
schnarchen.
Christiane:
Bei der Temperatur hier hab ich mir ne heftige
Sonnenallergie geholt und würde am liebsten ständig nackt herumlaufen. Aber das
traue ich mich nicht, denn hier laufen zu viele Leute rum. Außer auf unserem
Balkon! Da sieht mich höchstens der Wachmann, der ab Einbruch der Dunkelheit
hier im Garten sitzt.
Das Schlafen scheint hier nicht so gut zu tun, denn
kaum aufgewacht erzählt Martin mir eine Geschichte von gerösteten Cucarachas die
es hier so zum Knabbern gibt....
Die nächtlichen Geräusche hier im Garten sind ziemlich exotisch. Das hört
sich an, als ob tausende von Grillen und Vögeln sich hier versammelten. Die
ersten Vögel, die wir hier gesehen haben sind auch ganz witzig: Sehr klein,
schwarz und flink.
Christiane:
Martin hält die Vögel für Fledermäuse. Aber
ich weiß nicht so recht - Fledermäuse flattern doch mehr, während die hier mit
ziemlich zackiger Geschwindigkeit eher gleiten.
Tagsüber sind Vögel
unterwegs, die an Stare erinnern und so unerschrocken sind, daß sie sich beim
Frühstück sogar auf Martins Stuhllehne niederlassen - oder auf den Ventilatoren
Karussell fahren.
Der Fotoapparat scheint einen Knacks abbekommen zu haben. Er gibt so komische
Geräusche beim Filmtransport von sich, daß uns Angst und Bange wird. Vor lauter
Bange hab ich einen halbvollen Film ausgetauscht - ohne merkliche Verbesserung.
Morgen beginnt die Baracoa-Tour und es wäre jammerschade, wenn die Fotos nix
würden........
Martin: Irgendwie scheint heute nicht mein Tag zu sein. Ich
bin müde, habe mich beim Frühstück schon dermaßen überfressen, daß ich noch
müder wurde.
Kaum am Strand angelangt wurde mir so langweilig, daß ich
Christiane mit blöden Geschichten auf den Wecker gehen mußte. Dann hab ich mich
auf den Bauch gelegt und bin eingeschlafen.....
Das war auch nicht so
besonders gut, denn beim Aufwachen merkte ich sofort, daß mich die Sonne wohl
doch etwas erwischt hat. Aber es hält sich noch in Grenzen - die Haut brennt
nur, aber sie löst sich noch nicht vom Fleisch ab...
Es scheint heute auch nicht so der Tag des Kochs gewesen zu sein, denn das
Essen ist etwas fett und die Salate sind “lätschig”. Naja, dann essen wir eben
mehr Nachtisch. Das Eis ist lecker und die Kuchen knirschen vor Zucker.
Nach
einem ziemlich stark gemixten Rum ist jetzt einfach Zeit zum
Schlafen.....
Schade, eigentlich, denn wir haben fast Vollmond und das Meer
ist hellblau.
11.01.
Wir starten morgens um 7 Uhr vor dem Hotel zu unserer Tour nach
Baracoa. Der Bus ist unerwartet voll, wir hatten eigentlich nur mit 3 weiteren
Mitfahrern gerechnet.
Jetzt sind wir insgesamt 9 Personen und füllen den
Kleinbus grade mal so.
Die Sonne geht erst richtig auf als wir uns auf den
Weg machen.
Auf den ersten paar Kilometern ist unser Reisebegleiter noch
eifrig am Erzählen. Sein deutsch ist ganz gut. Er berichtet vom Kommunismus, der
Gegend, den Einwohnern, den Rohstoffen, dem Schulsystem, den Mieten und über den
Autoführerschein......
Wir fragen immer mehr und treiben ihn zu Höchstleistungen an.
Diese Pisten
hier sind echt der Hammer - zwischendurch hat es Schlaglöcher, die dem Bus
locker die Achsen abreißen könnten. Aber wir rattern fast ungebremst im Zickzack
über die “Restpiste”, also die übriggebliebenen Stege zwischen den
Schlaglöchern.
Mit uns im Bus sitzen Hamburger, Bayern und Ossis - eine bunte
Mischung!
Die Landschaft ist von Anfang an an ein Traum - grün, wohin man
sieht und sehr bergig. Zwischendurch gibt’s die obligatorische Zigarettenpause
mit einem kleinen Snack aus frischgeschlagenem Zuckerrohr. Da stehen dann alle
rum und kauen auf dem Zuckerrohr - um gleich abwechselnd die ausgelutschten
Fasern auszuspucken. Das gibt ein ganz tolles
Gemeinschaftsgefühl!
Wir fahren durch Sagna de Tanamo und machen 10 Minuten Pause in Guantanamo.
Viel Zeit die Stadt anzuschauen haben wir nicht, denn wir haben einstimmig
beschlossen einen Umweg zu fahren, der uns ein gutes Stück an der südlichen
Ostküste und damit am karibischen Meer entlangführt.
Das mit den abgemachten
Fotopausen klappt auch nicht so ganz, denn wenn’s was Schönes zu knipsen gibt -
was fast ununterbrochen der Fall ist - dann sind wir meist schon mit einem
Affenzacken daran vorbeigeschossen.